Netwars - Der Code 1: Thriller (German Edition) by M. Sean Coleman

Netwars - Der Code 1: Thriller (German Edition) by M. Sean Coleman

Autor:M. Sean Coleman [Coleman, M. Sean]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-08T04:00:00+00:00


Mitchell stieg von seinem Motorrad und beugte sich hinunter, um es an die Kette anzuschließen, die er am Boden des NCCU-Parkplatzes befestigt hatte. Er liebte sein Motorrad ebenso wie die Freiheit, die es ihm in der Stadt gewährte. Ein PS-starkes Superbike war nicht gerade Standard bei seinen Kollegen, die ihn deswegen häufig aufzogen. Vor ungefähr einem Jahr hatten sie ihm den Spitznamen »TT« verpasst, nach dem ebenso berühmten wie gefährlichen Motorradrennen auf der Isle of Man. Kein besonders origineller Einfall, aber es hatte ihm nichts ausgemacht. Außerdem nannten ihn inzwischen alle wieder Mitchell.

Als er den Parkplatz überquerte, winkte er Sheila Davies zu, der Einsatzleiterin der NCCU, die gleichzeitig Dreh- und Angelpunkt der Abteilung war. Mitchell schätzte sie auf Anfang fünfzig, hätte aber nicht darauf gewettet. Außerdem würde sie ihn vermutlich umbringen, wenn er es laut aussprach. Jedenfalls geschah hier nichts, von dem Davies nicht über kurz oder lang Wind bekam. Intern wurde sie »Selma« genannt, nach einer der kettenrauchenden Schwestern aus den Simpsons.

Typischerweise stand sie gerade vor der Tür und qualmte. Als Mitchell näher kam, bedachte sie ihn mit einem düsteren Lächeln, während sie die Zigarette in dem Metallbehälter an der Wand ausdrückte. Selma war zäh wie Leder, schien Mitchell aber ins Herz geschlossen zu haben, und er mochte ihre direkte Art. Außerdem gehörte sie zu den wenigen Menschen, die ihn nicht wie ein Kind behandelten. Sie waren sich zum ersten Mal begegnet, als er als Mitglied eines Tiger-Teams zur NCCU gebracht worden war. Ein Tiger-Team war eine Gruppe ehemaliger krimineller jugendlicher Hacker, die sich von der dunklen Seite abgewandt hatten – meist, nachdem sie begriffen hatten, wie viel Geld man verdienen konnte, indem man Firmen und Regierungsbehörden vor ihren ehemaligen Hackerkollegen schützte. Mitchell war als Einziger aus dem Team geblieben, nachdem sein Auftrag abgeschlossen war, und hatte der Abteilung weiterhin geholfen – was vor allem darauf beruhte, dass Selma ihre Vorgesetzten überredet hatte, Mitchell zu behalten.

»Du siehst furchtbar aus«, sagte sie nun mit einem Anflug von Sorge in der Stimme, als Mitchell den Helm abnahm und sich den Schweiß von der Stirn wischte.

»Ich fühle mich auch so«, erwiderte er. »Ich hab nicht viel geschlafen.«

»Hast du wieder Unsinn in den Weiten des Webs getrieben?«, fragte sie leichthin, auch wenn ihr Blick ihm verriet, dass sie nicht so locker drauf war, wie es den Anschein hatte. Selma wusste, dass Mitchell nachts noch immer als Hacker unterwegs war, aber genau wie alle anderen hatte sie keine Ahnung, dass man ihn online unter dem Namen Strider kannte. Er hoffte, dass heute nicht der Tag war, an dem Selma oder jemand anders es herausfand.

»Ist einer davon für mich?« Er deutete auf einen der Kaffeebecher, die Selma in der Hand hielt.

»Nimm dir ruhig einen«, antwortete sie und lächelte. »Das ist das Mindeste, was dir zusteht, wenn wir dich schon an einem Sonntag hierherbestellen. Komm, wir müssen los.«

Mitchell folgte ihr durch die Seitentür auf die Gänge im NCCU-Gebäude, in denen das Deckenlicht einen grünlichen Schimmer verbreitete. Mitchell würde sich erst noch an dieses neue Gebäude gewöhnen müssen.



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